Lebensfrage: "Ein Lehrer, das fehlt mir noch!"
Bäuerin, 51 Jahre:
Vor mehr als 20 Jahren habe ich meinen Mann auf einem
Feuerwehrball kennengelernt und wir haben auch ein Jahr später
schon unseren ersten Sohn bekommen. Mittlerweile haben
wir vier Kinder, drei Söhne und eine Tochter. Ich würde uns als
ganz normale und glückliche Familie beschreiben, wenn da
nicht ein Berufsverständnisproblem zwischen meinem Sohn
und meinem Mann vorliegen würde. Unser ältester Sohn, der
von meinem Mann als Hoferbe vorgesehen ist, will nämlich im
Herbst ein Studium auf Lehramt in Salzburg beginnen. Seither
sieht mein Mann rot. Seine Worte waren, ich zitiere: „Ein
Lehrer, das fehlt mir noch zu meinem Glück, kommt nicht infrage,
dafür bekommt er keinen Cent von mir!“
Können Sie sich das vorstellen? Ich möchte meinen Sohn
aber auf jeden Fall unterstützen, er will eben nicht in die
Fußstapfen seines Vaters treten. Ich habe auch schon versucht,
mit ihm darüber zu reden, ob er einen der beiden anderen
Söhne fragen möchte. Aber er ist so stur, ich weiß mir momentan
keinen Rat. Was könnte ich machen, um die Situation
zu entspannen?
Beraterin Erika Trampitsch:
Das finde ich sehr schade, dass
Ihr Mann dem Sohn seinen Bildungswunsch
nicht zugestehen
kann. Es mag wohl damit
zusammenhängen, dass hier
ein sehr traditionelles Wunschbild
seitens Ihres Mannes im
Vordergrund steht – was in den
meisten Familien der Fall ist.
Aus dieser Perspektive ist es
verständlich, dass Ihr Gatte
enttäuscht ist – ein Lebensziel
ginge somit nicht in Erfüllung.
Allerdings hat er sich diese
Enttäuschung durch seine
eigene Einstellung selbst erschaffen
und nicht Ihr Sohn ist
dafür verantwortlich. Grundsätzlich
sehe ich es schon so,
dass die Jungen ihre eigenen
Lebensvorstellungen in die
Umsetzung bringen sollten. Sie
könnten jedoch versuchen, Ihrem
Mann mit Verständnis zu
begegnen und sich nicht ausschließlich
auf die Seite Ihres
Sohnes zu positionieren – damit
hätte Ihr Mann das Gefühl
„zwei gegen ihn“ – das
wäre der Situation nicht dienlich.
Vielleicht braucht es einfach
etwas Zeit, dazu auch
immer wieder offene, ehrliche
Gespräche und Ihrem
Mann gelingt im besten Fall
ein Umdenken im Sinne der
Zufriedenheit aller Beteiligten.
Sicher möchte auch er,
dass Ihr Sohn zufrieden und
glücklich ist. Gerne stehe
ich Ihnen begleitend für
ein Familiengespräch zur Verfügung,
falls erwünscht.