Lebensfrage: "Was tun, damit er zum Trinken aufhört?"
Bäuerin, 55 Jahre:
Über viele Jahre ist es schon so schwer für mich. Ich halte es
kaum mehr aus, wie mein Mann mich behandelt. Er trinkt
einfach zu viel – nach außen wirkt er als lustiger und geselliger
Mensch. Wenn wir fortgehen, macht er Gaudi und die
Leute mögen ihn. Kaum sind wir daheim, ist er launisch und
schimpft über Gott und die Welt – ich verstehe das einfach
nicht. Außerdem ekelt es mich regelrecht an, wenn er so viel
trinkt. Ich habe mich damals in den nüchternen Mann verliebt.
Jetzt könnten wir es so schön haben, einer unserer Söhne wird
in ein paar Jahren den Betrieb übernehmen. Wir haben viel
gearbeitet, aufgebaut und ich denke mir, es darf leichter werden,
aber das ist wohl ein Wunsch, der nicht in Erfüllung gehen
wird. Wenn er nüchtern ist, dann ist er der angenehmste
Mensch, aber selbst das kann ich nicht mehr ernst nehmen,
denn die Gefahr, dass er Stunden später wieder im Rausch ist,
schwingt immer mit und davor habe ich ständig Angst. Was
kann ich tun, damit er zum Trinken aufhört?
Beraterin Erika Trampitsch:
Ich möchte Ihnen ans Herz legen,
dass es ausschließlich Ihrem
Mann selbst möglich ist,
sich mit seinem Thema „Alkoholkonsum“
auseinanderzusetzen.
Ich kann Ihnen keinen
Tipp geben, wie Sie Ihren Mann
vor seinem Trinkverhalten bewahren.
Niemand „anderer“
kann das Suchtverhalten eines
Menschen lösen als der jeweils
Betroffene selbst (ich kann
nicht einschätzen, ob es sich
hier um eine Suchterkrankung
handelt). Natürlich können Sie
Ihrem Mann sagen, dass Sie
sein Verhalten in dieser Form
nicht mehr weiter tolerieren
möchten und er sich Hilfe von
außen zugutekommen lassen
soll. Oder er schafft es im besten
Fall selbst, sein Trinkverhalten
in ein kontrollierbares
Maß zu verändern. Was jedoch
Sie für sich tun können: Treten
Sie einer Selbsthilfegruppe für
Angehörige von alkoholgefährdeten
Menschen bei. Sie haben
dort die Möglichkeit, sich
mit Gleichgesinnten auszutauschen
und andere Sichtweisen
zur Alltagserleichterung zu erlangen.
Was mir noch wichtig
erscheint ist, dass Sie Ihren
Mann für sein Zuviel-Trinken
nicht verurteilen und abwerten.
Ich weiß, das ist leichter
gesagt – allerdings macht er
das bestimmt nicht mit dem
bewussten Vorsatz, Sie verletzen
zu wollen. Möglicherweise
ist Alkohol für Ihren Mann ein
Mittel zur Problembewältigung
geworden, was nur er beginnen
kann zu hinterfragen und sich
durch professionelle Unterstützung
helfen zu lassen. Versuchen
Sie gut auf sich selbst zu
achten!