„So is bei uns – und ned ondas!“
Als ich nach meiner Hochzeit zum ersten Mal mit meinem Mann, seiner Schwester und meinem Schwager
Jolly spielte, bemerkten wir einige Unterschiede bei unseren Regeln. Ich hatte seit Kindertagen gelernt, mit 30 Punkten runterlegen zu dürfen, in meiner neuen Verwandtschaft ist es erst mit mindestens 40 Punkten erlaubt. Auch gab es verschiedene Vorgehensweisen beim Austausch der Jolly Karte.
Jeder von uns war jedoch davon überzeugt, seine Regeln seien die einzig richtigen. Das Spiel konnte nicht ungehindert fortgesetzt werden, da wir uns nicht einigen konnten, welche Regeln nun tatsächlich gelten sollen.
Beim täglichen Spiel mit unseren Mitmenschen geht es uns oft ähnlich. Jeder meint, seine Regeln und Wertvorstellungen seien die einzig richtigen und allgemein gültig. Wenn junge Menschen zum Beispiel durch Einheirat in ein neues Familiensystem kommen, werden Unterschiede sichtbar. In jeder Familie gelten andere „Spielregeln“. Die Schwiegerfamilie lebt anders, als man es von seiner eigenen Herkunftsfamilie kennt.
„So is bei uns am Hof. So und ned ondas“, höre ich oft die Alt-Bäuerinnen oder Alt-Bauern bei Generationsgesprächen sagen. Diese Aussage soll vor allem das eingeheiratete Schwiegerkind zurechtweisen, sich gefälligst an die „Hofregeln“ anzupassen.
„Do gelten unsere Regeln!“ Doch ist es wirklich so? Sind nur meine Spielregeln die richtigen?
Wie gelingt es uns, bei unterschiedlichen Regeln gut „weiterzuspielen“? Versuchen wir, die Sichtweisen und Vorschläge der anderen Hofmitspieler offen zu begrüßen. Legen wir die Karten auf den Tisch und definieren wir neue, gemeinsame Familien-Spielregeln. So kann jeder einzelne das Beste miteinbringen, damit sich alle wohl fühlen.
Rennhofer Elisabeth
Dipl. Lebens- und Sozialberaterin, Supervisorin
LK Niederösterreich
Tel. 0664/60 259 25803
Dipl. Lebens- und Sozialberaterin, Supervisorin
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