Lebensfrage: "Sie geht mir aus dem Weg"
Bäuerin, 48 Jahre:
Wir haben drei Kinder im Alter zwischen 23 und 28 Jahren.
Unser 28-jähriger Sohn ist nun seit zwei Jahren mit seiner
24-jährigen Partnerin zusammen – sie hat ein Kind aus einer
vorigen Beziehung und ihr gemeinsames Kind kommt
im September auf die Welt. Sie sind gerade dabei, sich das
Obergeschoß auszubauen, dann zieht sie hier fix ein. Unsere
beiden anderen Kinder ziehen dann ziemlich zeitgleich aus.
Seine Freundin ist auch jetzt schon oft bei uns, sie bekocht die
Handwerker. Irgendwie habe ich das Gefühl, so ganz wohl fühlt
sie sich nicht bei uns, und ich weiß auch nicht, ob ich ihr noch
andere Arbeiten als das Kochen anschaffen soll? Arbeit gäbe
es genug auf unserem Hof, den wir erst in einigen Jahren übergeben
können, da wir noch einige Jahre bis zur Pension haben.
Sie geht mir eher aus dem Weg, als dass sie den Kontakt
sucht. Aber eigentlich müsste doch sie diejenige sein, die auf
mich zugeht, denn sie wird bald hier einziehen. Oder liege ich
da falsch?
Beraterin Erika Trampitsch:
Eines vorweg: Die Partnerin
Ihres Sohnes zieht aus Liebe
zu ihm auf den Hof, die beiden
bekommen ihr erstes gemeinsames
Kind und es ist löblich,
dass Ihr Sohn das Kind aus
der vorangegangenen Partnerschaft
akzeptiert und letztlich
auch mit ihr gemeinsam großzieht
– das hat einen großen
Wert für die beiden. Was ich
damit sagen will ist: Die junge
Frau hat erst einmal genug
damit zu „tun“, in ihrem zukünftigen
Zuhause heimisch
zu werden, es steht die Geburt
bevor, das junge Paar muss zusammenwachsen.
Und mehr
sollte sie auch vorerst einmal
nicht „tun müssen“. Denn sie
hat dem Betrieb gegenüber keine
Verantwortung – dieser wird
erst in Jahren an den Sohn
übergeben. Dass Sie sich Mithilfe
wünschen, verstehe ich –
auf einem Bauernhof gibt es
jede Menge an Arbeit. Nur ist
die Partnerin des Sohnes nicht
gleichzeitig Ihre Arbeitskraft!
Sie werden sehen – je mehr
Akzeptanz, Respekt und Wertschätzung
Sie der zukünftigen
Schwiegertochter jetzt entgegenbringen,
ein umso besseres
Verhältnis entwickelt sich unter
den Generationen – nämlich
für die Zeit, wo dann wirklich
Hilfe und Unterstützung
der zukünftigen Jungbäuerin
gefragt sein wird.