Kolumne - Mit angezogener Handbremse
In den letzten Wochen erzählen Menschen immer wieder, wie müde und erschöpft sie sich fühlen. Unweigerlich führen diese Gespräche hin zu den letzten Monaten, die Corona-bedingt für viele und in vielerlei Hinsicht eine besondere Herausforderung waren. Jetzt wo der Sommer am Höhepunkt ist, wären wir es gewohnt, zusätzlich zur gewohnten Arbeit, in der Natur, mit Familie oder Freunden unsere Energietanks wieder aufzufüllen und Pläne für die zweite Jahreshälfte zu schmieden. Doch heuer mag, trotz mancher Erleichterung, eine gelöste Sommerstimmung nicht so recht aufkommen. Was, wenn eine zweite Welle doch kommt? Was, wenn man doch wieder alle Pläne von heute auf morgen über den Haufen werfen muss? Anhaltende Ungewissheit und unterschwellige Angst verunsichern, kosten Kraft und blockieren den Fluss der Lebensenergie.
Es ist, als ob man versucht, mit Vollgas und angezogener Handbremse gleichzeitig zu fahren.
Kraftraubende Ambivalenzen wie diese, gibt es auch auf vielen Höfen. Ewiges Vertrösten, Rauszögern und Nichtentscheiden hat auch schon manchen Familienbetrieb ins Straucheln gebracht. Da werden Versprechungen gemacht und nicht gehalten, dort Hofübergaben übers Maß hinausgezögert, anderswo längst nötige Betriebsentwicklungen mit immer neuen Vorwänden auf die lange Bank geschoben. Kaum verwunderlich, wenn Mensch und Betrieb irgendwann die Kraft ausgeht. Die Schuld wird dann häufig im Außen gesucht, die wahre Ursache liegt aber meist familienintern.
Es ist im Kleinen wie im Großen:
Ausgebremst werden und in ständiger Ungewissheit leben, kostet Energie und was zu lange gebremst wird, kommt irgendwann zum Erliegen. Was also tun, damit das Leben wieder fließen kann? Die imaginäre Handbremse lösen und Ungewissheit und Verzögerungstaktik durch Klarheit, Entscheidungen und zielgerichtete Handlungen ersetzen.
Diplomlebensberaterin und Supervisorin, Krisenpräventions- und -beratungsteam
LK Niederösterreich
Referat 6.2 Konsumenteninformation, Lebensqualität Bauernhof
Tel. 0664/60 259 25801