Lebensfrage: "Das habe ich mir anders vorgestellt"
Angehende Jungbäuerin klagt: „Ich glaube, hier bin ich chancenlos!“
Lange überlegte ich, ob ich
Ihnen schreiben soll. Seit fast
einem Jahr lebe ich jetzt am
Hof meines zukünftigen Mannes.
Nächstes Jahr möchten
wir heiraten, aber es überkommen
mich plötzlich große
Zweifel. Ich bin so zuversichtlich
hierher gezogen und habe
mich gefreut, denn ich werde
gerne Bäuerin. Aber ich glaube,
hier bin ich chancenlos.
Die zukünftige Schwiegermutter
weiß alles besser, der Senior
akzeptiert mich halbwegs, aber
ganz sicher bin ich mir auch da
nicht. Und mein Mann steht
„dazwischen“. Er tut mir echt
leid, es sind ja seine Eltern. Nur
ich bin bald seine Frau und eigentlich
sollte er zu mir stehen,
oder? Mein Partner und
seine Familie sehen das nicht
so problematisch wie ich. Ich
kann nur hoffen, dass sich das
alles nach der Hofübernahme
ändert, aber selbst das dauert
noch etwa zwei Jahre. Haben
Sie öfter mal solche Situationen
und wie kann ich denn
meinen zukünftigen Schwiegereltern
gerecht werden?
Erika Trampitsch, Akademische Supervisorin:
Achtung und Wertschätzung
aller Beteiligten
Ich finde, Sie sollten davon Abstand nehmen, wie Sie Ihren zukünftigen Schwiegereltern gerecht werden könnten. Denn: Erst einmal sind Sie deshalb am Hof Ihres zukünftigen Mannes, weil Sie ihn lieben – davon gehe ich aus. Und nicht deshalb, um seinen Eltern zu „gefallen“. Es ist ein Prozess, in Ihre neue Rolle am Hof hineinzuwachsen, und das braucht Zeit – die sollten Sie sich geben. Und dies funktioniert am besten mit gegenseitiger Achtung und Wertschätzung aller Beteiligten. Sie schreiben, Sie fühlen sich „chancenlos“. Die Frage ist, was ist Ihr momentanes Bestreben – möchten Sie bereits die Bäuerin sein? Denn das ist bis zur offiziellen Hofübernahme nicht der Fall. Ihre zukünftige Schwiegermutter ist derzeit die Bäuerin. Ihre Rolle ist es, angehende Bäuerin zu sein. Wenn erwünscht mit dem Ziel, sich einzuarbeiten, zu lernen, wie Hofarbeit funktioniert usw. Ihrem Freund sollte klar sein, dass sein Platz an Ihrer Seite ist, ohne deshalb gegen seine Eltern zu sein (das ist in den meisten Fällen das Missverständnis). Versuchen Sie, Ihren Anspruch zu verändern – ich denke, Sie würden sich dadurch Druck nehmen. Wenn Sie möchten, stehe ich Ihnen gerne für ein persönliches Gespräch zur Verfügung, da diese
Ich finde, Sie sollten davon Abstand nehmen, wie Sie Ihren zukünftigen Schwiegereltern gerecht werden könnten. Denn: Erst einmal sind Sie deshalb am Hof Ihres zukünftigen Mannes, weil Sie ihn lieben – davon gehe ich aus. Und nicht deshalb, um seinen Eltern zu „gefallen“. Es ist ein Prozess, in Ihre neue Rolle am Hof hineinzuwachsen, und das braucht Zeit – die sollten Sie sich geben. Und dies funktioniert am besten mit gegenseitiger Achtung und Wertschätzung aller Beteiligten. Sie schreiben, Sie fühlen sich „chancenlos“. Die Frage ist, was ist Ihr momentanes Bestreben – möchten Sie bereits die Bäuerin sein? Denn das ist bis zur offiziellen Hofübernahme nicht der Fall. Ihre zukünftige Schwiegermutter ist derzeit die Bäuerin. Ihre Rolle ist es, angehende Bäuerin zu sein. Wenn erwünscht mit dem Ziel, sich einzuarbeiten, zu lernen, wie Hofarbeit funktioniert usw. Ihrem Freund sollte klar sein, dass sein Platz an Ihrer Seite ist, ohne deshalb gegen seine Eltern zu sein (das ist in den meisten Fällen das Missverständnis). Versuchen Sie, Ihren Anspruch zu verändern – ich denke, Sie würden sich dadurch Druck nehmen. Wenn Sie möchten, stehe ich Ihnen gerne für ein persönliches Gespräch zur Verfügung, da diese