Lebensfrage: "Was muss ich am Hof alles machen?"
Lebensgefährtin, 36 Jahre:
Nun bin ich seit zwei Jahren am Hof meines Partners. Er ist um
15 Jahre älter als ich und er hat immer mit seinen Eltern den Hof
alleine (damals ohne Partnerin) geführt. Wir haben mittlerweile
ein einjähriges Kind. Sein Vater ist vor einem halben Jahr verstorben
und die Mutter ist nach einem Unfall auf Unterstützung
angewiesen. Sie ist gestürzt und hat sich einen komplizierten
Beinbruch zugezogen.
Ich bin in Deutschland geboren, ich habe also meine Familie
nicht hier und Freunde habe ich kaum. Mein Lebensgefährte
erwartet schier Unmögliches von mir. Ich soll im Stall mithelfen,
am Feld und im Wald, und auch für die Mutter den
Haushalt führen. Und scheinbar ist das alles noch zu wenig.
Eigentlich bin ich ausgelastet mit der Versorgung des Kindes,
dem Sauberhalten des Bauernhauses und den Arbeiten
rund ums Haus. Es beschäftigt mich noch etwas: Zurzeit bin
ich in Karenz, also versichert. Aber was ist dann? Er möchte
mich nicht am Betrieb anmelden, da ich scheinbar zu wenig
Arbeitsleistung erbringe. Aber in meine vorherige Arbeit kann
ich auch nicht mehr zurück. Ich habe in der Gastronomie gearbeitet
und die Arbeitszeiten dort lassen sich überhaupt nicht
mit Kind und Hof vereinbaren. Ich bin echt verzweifelt und fühle
mich hier nur mehr als billige Arbeitskraft und nicht als Frau
und Mutter – was soll ich tun?
Beraterin Erika Trampitsch:
Ihre Schilderungen hören sich
sehr danach an, als würden
Sie und Ihr Partner eine äußerst
unterschiedliche Wertehaltung
haben. Ich vermute,
dass in dieser Familie
die Arbeit und das Betriebliche
an erster Stelle stehen –
so könnte sich auch der hohe
Anspruch seitens des Partners
an Sie bezüglich Mithilfe erklären.
Das eine ist: Im Grunde
ist es Ihre Entscheidung, ob
und mit welchem Engagement
Sie sich in den Betrieb einbringen,
denn verantwortlich
dafür ist Ihr Partner als Betriebsführer.
Andererseits leben
Sie dort mit und ich gehe
davon aus, dass es Ihnen ein
Anliegen ist, Ihren Partner zu
unterstützen – das ist auch
gut so. Nur sollte Ihre Mithilfe
und die Versorgung der Mutter
nicht als selbstverständlich
gesehen werden. Reden
Sie mit Ihrem Lebensgefährten
darüber. Wozu sind Sie bereit,
was überfordert Sie, wie sieht
es mit gemeinsamer Zeit als
Familie aus, welche Gemeinsamkeiten
gibt es für Sie als
Paar außerhalb des Arbeitsbereiches?
Es kann durchaus
sein, dass sich Ihr Partner vorerst
schwer tut, Ihre Anliegen
ernst und wichtig zu nehmen
und Sie zu verstehen. Wenn
Sie möchten, unterstütze ich
Sie gerne in einem gemeinsamen
Gespräch.
Was Ihre Absicherung nach der Karenz betrifft, empfehle ich Ihnen, sich bei der Rechtsabteilung der Landwirtschaftskammer zu informieren – am besten gemeinsam mit Ihrem Partner.
Was Ihre Absicherung nach der Karenz betrifft, empfehle ich Ihnen, sich bei der Rechtsabteilung der Landwirtschaftskammer zu informieren – am besten gemeinsam mit Ihrem Partner.